Quelle: Rhein-Zeitung, 07.11.2022, Nr. 258, Seite 22, Hans-Josef Schneider
Im Ahrkreis-Duell der Fußball-Bezirksliga Mitte hat sich Gastgeber TuS Oberwinter vor 220 Zuschauern mit 3:1 (1:0) gegen Aufsteiger SG Westum/Löhndorf durchgesetzt. Das Derby hätte durchaus kippen können, wie TuS-Coach Cornel Hirt nach dem Abpfiff offen zugab. Dabei dachte er sicherlich an die 68. Minute, als beim Stand von 1:1 Westums Torjäger Tim Palm ein prächtiges Solo hingelegt hatte, mehrere Akteure der Platzherren wie Slalomstangen umkurvte und schließlich frei vor dem Tor nur den rechten Pfosten traf.
Besser machten es eine Minute später die Grün-Weißen. Bis dahin hatten sie aus acht Eckstößen keinerlei Kapital geschlagen. Beim neunten hatte Spielführer und Abwehrrecke Mirco Koll die Flucht nach vorn angetreten und war auf Anhieb erfolgreich. Per Kopf erzielte er das 2:1 und damit seinen fünften Saisontreffer.
Eigentlich hätte die erneute Führung für Sicherheit und Ruhe sorgen müssen. Doch weit gefehlt. Oberwinter geriet noch in arge Bedrängnis. Schuld daran war der Gegner, der urplötzlich den im ersten Durchgang noch vorhandenen Respekt ablegte und die Hausherren in große Hektik stürzte. Die Abwehr, die bis dahin kaum Torchancen zugelassen hatte, kam mehr und mehr ins Schleudern.
Das hatte sich schon beim 1:1 gezeigt, als gleich zwei Akteure in Folge den Ball nicht aus der Gefahrenzone brachten und dadurch Tim Palm die Gelegenheit eröffneten, mit einem geschickten Heber TuS-Torwart Niklas Fachinger zu überwinden (61.). Alles hätte sicher nicht so kommen müssen, wenn Oberwinter seine Überlegenheit in der ersten Hälfte in Zählbares umgemünzt hätte.
„Das hat mich an einige Spiele in der Vergangenheit erinnert, in denen wir auch sträflich mit Chancen umgegangen sind“, beklagte Hirt die mangelhafte Effektivität seiner Offensivabteilung.
Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass Torjäger Thomas Enke, mit 13 Treffern der zweiterfolgreichste Torschütze der Liga, bei Daniel Ley und Tom Weber in guten Händen war und kaum zur Wirkung kam. Immerhin war er es, der in der 20. Minute im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Den von Ebrima Manneh schwach geschossenen Elfmeter parierte Westums Torwart Fabian Dingel. Die Fixierung auf Enke bescherte Islam Reggami größeren Freiraum. Doch von allen hochkarätigen Chancen, die sich im boten, konnte er keine nutzen. Einmal traf er nur den Pfosten (22.), ein anderes Mal zischte der Ball knapp am Tor vorbei (34.), und zweimal war der gegnerische Torhüter Endstation (38./44.). Besser machte es Antonio Halfen. Er profitierte von einem der zahlreichen SG-Fehlpässe im Spielaufbau und verwandelte eiskalt zum 1:0 (42.).
In ähnlicher Manier markierte Halfen auch das 3:1 (90.). Mit seinem siebten Saisontor machte er alle Hoffnungen der Gäste zunichte, doch noch einen Zähler mit nach Hause zu nehmen. Die Großchance dazu besaßen sie in der 77. Minute, als der eingewechselte Max Palm das 2:2 auf dem Fuß hatte. Einig waren sich beide Trainer in der Bewertung der beiden Halbzeiten.
„Eigentlich hätten wir schon in den ersten 45 Minuten den Sack zumachen müssen. So aber haben wir uns selbst fast noch ein Bein gestellt“, beklagte Hirt die zunehmende Hektik im zweiten Durchgang.
Tomas Lopez lobte bei Westum den Auftritt seiner Elf nach der Pause:
„Hier haben wir gezeigt, was möglich ist. Das soll uns Mut geben, weil wir jetzt wissen, dass wir durchaus mithalten können.“
SG Westum/Löhndorf: Dingel, Gimnig, Klotz, Merken, Ley, Weber, Schäfer (82. Marienfeld), Nachtsheim (82. Ritterrath), Speich (46. Fuchs), Ramacher (62. M. Pelm), T. Palm.