Quelle: Rhein-Zeitung, Beilage Tempo, Tore, Titeljagd, Saison 2022/2023, Bericht von Michael Bongard, Foto: #ckpicture
Bezirksliga Mitte: Trainer und sein TuS Rheinböllen müssen viele Dinge besser machen, um konkurrenzfähig zu sein
Zwölf Jahre Bezirksliga hat der TuS Rheinböllen mittlerweile auf dem Buckel, nur der Lokalrivale SG Mörschbach/Liebshausen/Argenthal ist länger in der Mitte-Staffel dabei. Ob es nach der 13. Saison im überkreislichen Fußball für den TuS wieder runtergeht in die A-Klasse, das ist die große Frage. Man muss kein Prophet sein: Es dürfte wieder Existenzkampf pur für die Rheinböllener werden.
Am 34. und letzten Spieltag sprangen die Rheinböllener durch drei Tore in den letzten 20 Minuten beim 5:2 gegen Maifeld-Elztal doch noch ans rettende Ufer. Eine hart erkämpfte Punktlandung, aber im Nachgang kein Grund zur Euphorie, wenn man den Worten von Trainer
Rafael Sousa lauscht: „Die nächste Saison wird nicht leichter. Wir werden vom ersten Spieltag an gegen den Abstieg spielen, wenn sich nicht einige Dinge ändern. Ich habe aber die Hoffnung,
dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben.“
In der abgelaufenen Runde lief vieles schief beim TuS. Auswärts gab es keinen einzigen Sieg, 26 der 31 Punkte wurden daheim eingefahren. Auch gab Rheinböllen sieben Spiele ab der 87. Minute noch aus der Hand und Punkte ab. Zudem entstanden viele personelle Baustellen, unter anderem im Tor, wo der TuS in 34 Partien rekordverdächtige sieben verschiedene Keeper einsetzte. Auch bei den Feldspielern war das Personal oft knapp.
Der TuS reagierte und vermeldete 14 Neuzugänge, kein Bezirksligist hat mehr neue Kräfte in seinem Kader. Aber der Schein trügt, dass weiß auch Coach Sousa: „Von den 14 Neuen sind Stand jetzt drei Startelfkandidaten.“ Namentlich nennt Sousa Torwart Enrico Schmitt, der schon im Saisonfinale beim TuS zwischen den Pfosten stand und fortan die erhoffte Konstanz auf dieser wichtigen Position bringen soll.
Mit Schmitts Bruder Luca und Giulio Zielinski, die beiden Talente stießen aus der A-Jugend der SG Mülheim-Kärlich nach Rheinböllen, gibt es weitere Akteure mit Stammplatzpotenzial. „Beide
sind richtig gute Kicker, aber sie kommen gerade aus der Jugend, sie werden noch ihre Zeit brauchen“, sagt Sousa über die beiden Mittelfeldspieler. Zu potenziellen Startelfkandidaten würden auch Rückkehrer Kevin Schener und Youngster Deniz Özcep (Sohn von Ercan Özcep, der den TuS 2010 als Spielertrainer in die Bezirksliga geführt hatte) zählen. Aber auf sie kann Sousa beim Saisonstart nicht zählen. Beide sind am Knie verletzt, Schener droht sogar eine Operation. Wenn sie fit sind, könnte Schener eine tragende Rolle in der Offensive und Özcep eine im defensiven Mittelfeld übernehmen. Der Rest der 14 Neuen sind Hochrücker aus der BKlassen-Reserve, Jugendspieler oder Torhüter, die an der Nummer eins Enrico Schmitt nicht vorbeikommen werden.
Auf der anderen Seite stehen zwar nur wenige Abgänge, zwei davon tun Rheinböllen aber richtig weh. 17-Tore-Mann Christoph Bittner wechselte zu Südwest-Verbandsligist Hassia Bingen. Mittelfeldmann Luca Hankammer, der zeitweise auch Kapitän gewesen ist, zog es in die Rheinlandliga zum FC Metternich. „Einen 17-Tore- Mann wie Bittner sehe ich momentan nicht in unserem Kader“, sagt Sousa. Aber der Trainer, der seit November 2019 im Amt ist, will nicht nur schwarzmalen: „Der Glaube an einen erneuten Klassenverbleib ist natürlich da. Und die Qualität ist auch da. Wir müssen mehr Glück mit dem Personal haben, das ist das Erste, was sich ändern muss.“ Des Weiteren muss der TuS seine Auswärtsschwäche ablegen. „Wir sind jetzt mehr als ein Jahr ohne Auswärtssieg“, sagt Sousa: „Ich habe bewusst fast kein Testspiel daheim bestritten. Wir müssen in dem Punkt vor allem im Kopf an ein, zwei Stellschrauben drehen. Ich bin mir sicher, wenn der Knoten einmal platzt, dann werden wir auch auswärts wieder zuverlässiger punkten.“ Die Basis für vieles beim TuS soll weiterhin die Heimstärke sein „Die Heimsiege werden wir erneut brauchen, um den Klassenerhalt zu packen“, sagt Sousa.
Dass die Konkurrenz im Abstiegskampf wieder nicht allzu groß sein wird, und es vielleicht sogar mehr als drei Absteiger in der Bezirksliga geben könnte, macht die Sache für Rheinböllen nicht einfacher. Es dürfte wieder eine harte Saison werden für den TuS in der Bezirksliga.
Prognose: Rheinböllen: Abstieg nach 13 Jahren?
Nach der Rettung in sprichwörtlich letzter Minute hat sich eigentlich nicht viel verändert beim TuS Rheinbölle – im Gegenteil: Wie bei der SG Braunshorn hat sich die Kaderqualität nicht verbessert. Die Rheinböllener müssen nun andere Sachen anpacken, um dem Abstiegskampf zu entkommen: Die Auswärtsschwäche ablegen, personelle Konstanz reinbringen, dass das Gros der Leistungsträger eine komplette Saison durchhält. Nur so kann es Rheinböllen packen. Wenn das nicht gelingt, heißt es im Mai 2023 nach 13 Jahren Abschied nehmen von der Bezirksliga. bon